Warum nicht einfach das Wasser trinken?
Auszug aus einem Artikel von .rec.backcountry's Panel 9, von Alan Dove (ad52@columbia.edu), Bill Tuthill (tut@netcom.com), und herausgegeben von Eugene Miya (eugene@amelia.nas.nasa.gov)
In der großen Wildnis draußen gibt es beim Trinken von Wasser direkt aus der Quelle vier denkbare Gefahren (wenn es Süßwasser ist): chemische Schadstoffe, Einzeller und größere Parasiten, Bakterien und Viren. Die älteste (und billigste) Methode der Wasserreinigung ist das Abkochen. Kochen für 5 Minuten tötet alle eventuellen biologischen Gefahrenquellen. Die meisten Krankheitserreger sterben schon bevor das Wasser kocht, aber mit 5 Minuten kochen (Vorsicht: länger in großen Höhen) erwischt man alle. Kochen hilft aber nicht gegen chemische Schadstoffe.Ein Kohlefilter entfernt chemische Schadstoffe. Chemikalien in Wasser können anorganisch (Arsen und Schwermetalle) oder organisch (z.B. Düngemittel und Pestizide) sein. Allgemein ist es ein schlechter Gedanke zu glauben, daß irgendein Reinigungssystem das entfernen kann, weil auch kleine Dosen schnell deinen Tag ruinieren können. Die gute Nachricht ist, daß die Gewässer weit im Hinterland selten mit nennenswerten Mengen von chemischen Schadstoffen belastet sind. Schau dir den Bach gut an, bevor du das Wasser entnimmst. Sind Fische drin? Sind Algen auf den Steinen? Krebstiere auf dem Grund? Insekten an der Oberfläche? Pflanzen am Ufer? Falls ja, dann ist das Wasser wahrscheinlich nicht giftig, was Chemikalien betrifft. Wenn du in der Wüste unterwegs bist, und eine Wasserlache, die eine Grube in den Felsen gefressen hat, aus ihrer Tiefe Schwefel hochblubbert, dann solltest du dieses Wasser lieber bleiben lassen.
Es gibt eine Menge Parasiten im Wasser, einzellige und vielzellige. In Nordamerika sind Giardia lamblia und Cryptosporidium die häufigsten. Sie sterben beim Kochen ab. In Ländern der Dritten Welt ist die Anzahl der Krankheitserreger im Wasser viel größer, daher der gut gemeinte Rat: Das Wasser nicht trinken. Amöben können Disenterie verursachen (Montezumas Rache), Fadenwürmer führen zu Durchfall und anderen Komplikationen, wenn keine Behandlung erfolgt. Rundwürmer (Ascaris lumbricoides) können auch unangenehm sein. In manchen Gegenden, wie auf den Philippinen und in Afrika, sollte man jeden Kontakt mit Flußwasser vermeiden, auch schwimmen oder waschen im dreckigen Wasser, weil Schistospoma sp. in diesen Gegenden vorkommt. Diese Parasiten bohren sich direkt durch die Haut, folgen dem Blutkreislauf und setzen sich entweder im Darm oder in der Blase ab. Ohne Behandlung oder bei Fehldiagnose (oft weil die Symptome Wochen oder Monate später auftreten) können die Folgen schwerwiegend sein. Aber wie bei Giardia (?) sterben all diese Parasiten beim Kochen.
Bakterien sind die zweitkleinsten Krankheitserreger im Wasser. Man hört oft, daß Wasser auf Escherichia Coli untersucht worden ist. Während einige Arten dieses Bakteriums gesundheitsschädlich sein können, sind aber die meisten harmlos und sogar notwendig für die Verdauung im Darm: ohne diese Bakterien würden wir alle sterben. Weil sie im Abwasser reichlich vorkommen, sind sie ein guter Indikator, wenn Wasser mit Klärschlamm verunreinigt worden ist. Im Darm fühlen sich auch andere Bakterien wohl, zum Leidwesen des Wirts. Aber beim Kochen kommen sie alle um.
Die kleinsten Krankheitserreger sind die Viren. In der richtigen Wildnis kommen gesundheitsgefährdende Viren selten im Wasser vor, aber die Wahrscheinlichkeit steigt mit der Bevölkerungsdichte bei schlechten sanitären Vorkehrungen. Abkochen ist der beste Weg zur Beseitigung von Viren und in Drittweltländern dringend empfohlen. Besonders ist auf Viren wie Hepatitis A, Rotaviren, Polioviren und Echoviren zu achten. Alle verursachen Durchfall und Darmkrämpfe, und Unwohlsein 48-72 Stunden nach der Aufnahme. Die Komplikationen reichen von Leberschäden (bei Hepatitis) zur aseptischen Meningitis und Enzephalitis (bei Echoviren), und bis zur Lähmung und zum Tod (bei Polio).
Die chemische Reinigung verwendet Jod oder Chlor, um die gemeinen Viecher im Wasser umzubringen. Diese Methode ist recht billig und wiegt fast nichts, aber sie bekämpft nicht die chemischen Schadstoffe. Außerdem muß man darauf achten, daß das Wasser bei 25°C mit Jod 25-30 Minuten stehen muss, bevor die Reinigung fertig ist. Wenn das Wasser kälter ist – und das ist es meistens – dann muß es noch länger stehen, vielleicht sogar über Nacht bei kaltem Bachwasser. Will man es schneller sauberkriegen, muß man es am Körper oder am Brenner vorwärmen. Wenn die Reinigungszeit vorüber ist, kann der Beigeschmack vom Jod mit etwas Ascorbinsäure (Vitamin C) beseitigt werden. Bei richtiger Verwendung tötet Jod die meisten Protozoen und alle Bakterien und Viren im Wasser ab. Bei längerem Gebrauch entwickeln manche Leute Probleme mit der Schilddrüse, auf diese Nebenwirkung ist zu achten.
Der letzte Schrei bei der Wasserreinigung ist der Gebrauch von Filtern, und man kann eine Menge davon kaufen (siehe Übersicht weiter unten). Beim Filterkauf sollte man ein paar Dinge beachten. Erstens: nur ein System, das eine Jodreinigungsstufe enthält, tötet alle Viren. Zweitens: ein Filter mit Porengröße über 0,2 Mikrometer (wichtig: 0,2 Mikrometer sind 0,0002 Millimeter !) läßt Bakterien durch. Der Vorteil eines Filters ist die schnelle Reinigung - man muß nicht aufs Kochen oder auf die Wirkung des Jods warten – und das saubere Wasser ohne Nebengeschmack (kein Aroma von Jod oder Vitamin C). Einige Systeme enthalten auch Kohlefilter, die chemische Giftstoffe entfernen.Übersetzung von FrankDas Wasser kochen ist billig und einfach, und es tötet alle bekannten Krankheitserreger.